Die dicke rote Nase ist ein wichtiges Merkmal, an dem die Bewohner erkennen, dass sie wieder Besuch von der Clownin „Wölkchen“ alias Monika Schloz haben.

Deren Besuche gehören zum regelmäßigen Betreuungsprogramm des Oberin-Martha Keller-Hauses.

Frau Schloz ist ausgebildet in Tanz, Theater und Pantomime. Nach Lehr- und Wanderjahren durch Bonn, London und Paris hat sie sich vor Jahren auf die Unter- haltung älterer Menschen spezialisiert.

Demenzkranken, bettlägerigen Menschen oder solchen, die ihr Zimmer nicht mehr verlassen möchten, stattet sie im Oberin Martha-Keller-Haus Einzelbesuche ab. Spätestens, wenn sie ihrem Akkordeon die ersten Töne entlockt, bewegt sich bei den Bewohnern etwas. Manchmal ist es ein Lächeln.

Fingerspitzengefühl ist also angesagt beim Besuch der alten Menschen.

Oder manch einer, der sonst gar nicht mehr sprechen mag, singt bei bekannten Liedern plötzlich mit. Wer sich etwas wünschen möchte, kann aus einem reichen Repertoire von Volksliedern und Schlagern wählen.

IMPULS 1/05

Die Arbeit einer Clownin im Altenpflege-heim lässt sich kaum mit einem Zirkus oder einem lustigen Kindergeburtstag vergleichen. In der Manege wird geblödelt. Dort kann es auch schon mal laut krachen.

Die älteren Menschen hingegen erreicht man eher mit den leiseren Tönen und zurück-haltendem Spaß. Damit lassen sich Erinnerungen hervorlocken, die lange in Vergessenheit geraten waren oder Momente voll Freude und Leichtigkeit herstellen. „Auch Charme, entwaffnende Offenheit oder Naivität sind Mittel, die ich gut einsetzen kann“, ergänzt das „Wölkchen“.

Fingerspitzengefühl ist also angesagt beim Besuch der alten Menschen. Um an die oft schwer zu erreichende Innenwelt der an Demenz Erkrankten zu gelangen, hat die Clownin so ihre eigenen Möglichkeiten: Da wäre schon mal ihr außergewöhnliches Erscheinungsbild. Manchmal ist es aber ihre Handpuppe, die das Eis bricht.

Dann ist es wieder das spielen mit Seifen- blasen und bunten Tüchern, das einen Kontakt herstellt. Und der äußert sich nicht nur im miteinander Sprechen. Es sind auch Augen, die zu strahlen beginnen. Dazu gehören Hände, die sich zur Musik bewegen

oder "Zauberblasen" für Wünsche fangen wollen. Das ist aber auch der Trost, den „Wölkchen“ spendet, wenn Schweres auf der Seele lastet. Somit wird klar, dass bei

Auch Charme, entwaffnende
Offenheit oder Naivität sind
Mittel, die ich gut einsetzen kann

den älteren Menschen ganz besonders das Feingefühl gefragt ist und nicht die beste Technik, um über die eigenen großen Clownsfüße zu fallen. „Hier geht es um viel mehr als nur Unterhaltung.
Deshalb mache mir nach jedem Besuch ein paar Notizen“, erzählt Frau Schloz.

Der Austausch mit der Heimleiterin und den Mitarbeitern über die besuchten Bewohner garantiert uns, dass wir uns über deren Reaktionen und Veränder-ungen bewusst werden und sie in unsere weitere Arbeit mit einbeziehen können.“

Dem Selbstvertrauen der Senioren tut es sichtlich gut, dass sie Altes wieder tun oder Neues ausprobieren. Sie erleben neuen Schwung. Davon lassen sich die Angehörigen und Mitarbeitern gerne anstecken. Die freuen sich auch, wenn die Clownin wieder froh gelaunt ihre Runden durch die Flure zieht.