Nostalgie oder schöne Melancholie verfal--len“, verrät die frei arbeitende Künstlerin. Wenn ein älterer Mensch bei der Begeg-nung mit ihrem clownesken Auftritt zu weinen beginnt, sei dies nicht unbedingt ein Zeichen von Verzweiflung, „sondern eine Art von Entspannung“.

Dass die in Offenbach lebende Darstellerin auch zeichnen kann, erführen die Sach senhäuser Senioren kürzlich, als Monika Recoleta Schloz im Seniorenzentrum an der Darmstädter Landstraße eine Ausstellung mit eigenen Kohle- und Pastellzeichnungen eröffnete.

Auf denen begegnen die Betrachter wie- derum verschiedenen Clownsgesichtern, in denen es „um die Suche nach dem

 

Clown im Alltag geht“, so ist in einer Be- schreibung dieser Ausstellung zu lesen. Auf einigen der 14 Exponate mit karika- turartigen Gesichtern sticht die charakte- ristische rote Clownsnase ins Auge. „Sie ist die kleinste Maske der Welt findet Mo- nika Recoleta Schloz, und sie verrate zu- gleich: „Derjenige ist schon x-mal irgend- wo gegengerannt? Während der Vernissa- ge schlüpfte die Künstlerin in verschiede- ne Gesichtsmasken und deutete für Mo- mente skurrile Charaktere an, die so man- ches herzliche Lachen der herbeigeström-ten Hausbewohner provozierten.

Die Clownin Monika Recoleta Schloz ar- beitet im Seniorenzentrum im Rahmen ei- nes Soforthilfeprogramms für Menschen    

Mit ihren Händen fängt die Clownin „Wölkchen” die bösen Gedanken und Sorgen ein. Im Sachsenhäuser Seniorenzentrum ‚Taunusblick ist Monika Recoleta Schloz zweimal die Woche zu Gast. Mit ihr kehrt eine Leichtigkeit in das Haus ein, die nicht nur den Bewohnern des Altenheims an der Darmstädter Landstraße gut tut.

  SACHSENHAUSEN.  Mit, liebevollem Blick nähert sich das lustige Clownsge- sicht der älteren Dame, deren Sorgen ihr die gute Laune des Tages ordentlich ver- miest haben. Mit geöffneten Handflächen schnappt sich die Clownin „Wölkchen“ vor dem gespannt blickenden Augenpaar der Seniorin die bösen Gedanken und schließt sie ein. Schnell geht im Aufenthaltsraum des Seniorenzentrums das Fenster auf und mit einem schwungvollen Stoß nach draußen hat die Clownin den Kummer der Heimbewohnerin binnen von Sekunden verbannt.
  Die Frauen und Männer des Phönix--Seniorenzentrums „Taunusblick“ (ehemals Seniorenzentrum Goetheturm) erleben seit einem halben Jahr viele Überraschungen: Manchmal, wenn die Clownin Monika Recoleta Schloz bei den Bewohnern vor- beischaut, passieren sogar kleine Wunder. Demenzkranke, die als schwer ansprech- bar gelten, trällern plötzlich fünf Strophen eines Volksliedes hintereinander weg, wenn „Wölkchen mit ihrer einfühlsamen Art und dem Akkordeon vor dem Bauch bei ihnen zu Gast ist. Und wenn die Verwandlungskünstlerin vor den Gesich- tern der Senioren schillernde Seifenblasen aufsteigen lässt, scheint in so manche be- wegungslos wirkende Hand neues Leben einzukehren: Erinnerungen an alte Zeiten steigen auf, die die Menschen buchstäb- lich zu begreifen versuchen.
  Was Monika Recoleta Schloz bei ihren „Clown“-Einsätzen im Seniorenheim er reichen möchte, beschreibt sie selbst bild- haft: Humor und Heiterkeit in die Gemü- ter der Bewohner zurückkehren zu lassen, „ist wie eine Saite zum Klingen zu brin- gen. Ich arbeite dabei sehr viel mit Char- me, entwaffnender Offenheit und Naivi- tät.“ Die rote Clownsnase, die sie dabei auf zieht, hilft ihr, den Senioren auf eine leichtlebige Art zu begegnen. Wenn sie dann noch karierte Socken zum geblümten Kleid trägt, ist die Verwandlung der Pantomimin in eine schillernde Figur perfekt.
  Diese äußere Buntheit entspricht der Frische, mit der die Darstellerin den Wohnalltag wie ein exotischer Schmetter- ling durchstreift. Dabei überfährt Monika Recoleta Schloz die alten Menschen nicht etwa mit aufgesetzter Albernheit, sondern reagiert auf die Stimmung der Menschen. „Einen Humorzwang hab‘ ich nicht“, versichert die Künstlerin. Sind die Senioren traurig, tröstet sie, sind sie zu Scherzen aufgelegt, setzt die Clownin noch einen Scherz obendrauf.
Nach ihrer Theaterausbildung an der Pariser Schule von Jacques Lecoq weiß die studierte Literatin natürlich, dass sich hinter einer Clownsfigur weit mehr ver- birgt als nur vordergründiger Humor. „Pu- re Heiterkeit hat für mich immer auch ei- nen Touch von Traurigkeit. Mein Clown kann auch über ein schlichtes Lied in eine  

in Pflegeeinrichtungen, das vor allem für Demenzkranke bestimmt ist. Doch die heiteren Clown-Auftritte beeinflussen die Atmosphäre in der gesamten Einrichtung: Sogar das Pflegepersonal ist begeistert von den abwechslungsreichen Besuchen von „Wölkchen“. Mit ihr kehrt zweimal pro Woche eine Leichtigkeit ins Haus ein, die allen gut tut.

Die Ausstellung „Bilder einer Clownin“ von Monika Recoleta Schloz sind noch bis Anfang Mai in der Seniorenresidenz „Taunusblick“, Darmstädter Landstraße 106 (Sachsenhausen), zu sehen. Die Offnungszeiten: montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr und freitags von 9 bis 15 Uhr.

 

(FR-Bild: Björn Hadem)
Die rote Clownsnase "ist die kleinste Maske der Welt"
Als Clownin "Wölkchen" lässt Monika Recoleta Schloz Humor und Heiterkeit in die Gemüter der Senioren zurückkehren
Donnerstag, 27.Juni 2002
Frankfurter Rundschau